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HARTMUT & BERND: Nur die Zuchthirsche bekommen Namen


Radfahrer, die auf dem Unstrutradweg zwischen Riethgen und Kindelbrück unterwegs sind, können nicht nur die Landschaft, sondern mit etwas Glück auch Rot- und Damwild beobachten. „Auch die ersten Rotkälber springen schon mit herum“, sagt Antje Böttner, die zusammen mit ihrem Mann Volker den gleichnamigen Wildhof in Frömmstedt führt, zu dem neben dem Wildgatter in Kindelbrück noch ein zweites in Frömmstedt gehört.

Wie sie berichtet, ist am 7. Mai das erste Kälbchen gesetzt worden. Seitdem sind viele weitere geboren worden. „Das ist immer das Schönste“, sagt sie und erzählt, dass Jungtiere eineinhalb Jahre im Gehege bleiben. Dann entscheidet sich, ob sie weiter für die Zucht genutzt oder geschlachtet werden. Nur die Zuchthirsche bekommen Namen. So heißt einer Hartmut, ein anderer Bernd. „Das sind die Namen der Züchter, von denen wir die Hirsche gekauft haben“, erklärt sie die Namenswahl.

Dass Antje Böttner selbst einmal mit Wild zu tun haben könnte, hätte sie sich selbst nicht träumen lassen. Beruflich ist sie in der Finanzbuchhaltung tätig. Als ihr Vater Heinz Schinköthe jedoch vor drei Jahren einen Nachfolger für das Kindelbrücker Wildgatter suchte, zögerten sie und ihr Mann nicht. „Seit 1994 betrieb mein Vater in Kindelbrück die Rot-und Damwildhaltung mit eigener Aufzucht. Er hat viel aufgebaut und so viel Herzblut reingesteckt“, erzählt die 45-Jährige.


Bei dem 32 Hektar großen Gatter mit Baumbestand, Weideflächen und Ruhezonen in Kindelbrück ist es nicht geblieben. Das Paar kaufte noch ein zweites, sechs Hektar großes Gatter in Frömmstedt, auf dem ausschließlich Damwild gehalten wird. In beiden Gattern befinden sich insgesamt 200 Tiere. „Sie ernähren sich vollkommen eigenständig von den Weideflächen“, erklärt Volker Böttner, der aus Frömmstedt stammt und schon von klein auf mit Tieren zu tun hat. Seit 15 Jahren ist er auch Jäger. Er kümmert sich auch um das Heu, das ausschließlich im Winter gefüttert wird. Die Arbeit in der Natur beschreibt er als schönen Ausgleich. Beruflich ist er in einem Betonwerk beschäftigt.

Täglich fahren Antje und Volker Böttner die Gatter ab und schauen nach dem Rechten. Besonderes Augenmerk legen sie dabei auf den Zaun, der Stück für Stück erneuert werden muss. „Allein für das Kindelbrücker Gatter brauchen wir sechs Kilometer Zaun. Das geht nicht von heute auf morgen“, erklärt Antje Böttner. Auch die Tränkstellen für die Tiere müssten regelmäßig kontrolliert werden.

Mit der Übernahme des Wildgatters übernahm das Ehepaar auch die Direktvermarktung des Fleisches im Nebenerwerb. In einem Hofladen in Kindelbrück wird das Hirschfleisch angeboten. Das ganze Jahr über kann hier Wildbret gekauft werden. Die Hauptzeit aber laufe von November bis Dezember.

Die Kundschaft komme dabei aus der Region, aber auch aus Erfurt, Sondershausen und Eisenach. Geschuldet sei das auch den Messeauftritten. So nahmen die Wildhalter an verschiedenen Messen teil, zuletzt bei den Grünen Tagen in Erfurt.

Der gute Zuspruch dort wie auch das wachsende Interesse überhaupt gaben den Anstoß, die Direktvermarktung weiter auszubauen. Auf dem Hof in Frömmstedt wird derzeit ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude umgebaut. Neben Zerlegestation, Kühlzelle soll auch ein Verkaufsladen entstehen. „Läuft alles nach Plan, soll alles im Herbst fertig sein“, blickt Antje Böttner voraus. Sie selbst tischt ihrer Familie regelmäßig Wild auf. Rücken, serviert mit Thüringen Klößen, stehe auf der Liste der Lieblingsspeisen ganz oben. „Unsere Kundschaft kauft dagegen mit Vorliebe Hirschkeule und Hirschgulasch“, sagt sie.

Im Landkreis Sömmerda gibt es neben den Wildhaltern aus Frömmstedt noch drei weitere in Burgwenden, Schafau und Guthmannshausen.


Artikel Thüringer Allgemeine 18.05.2019 von Annett Kletzke


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